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Das Aktuelle Medieninterview – „New Work“ im Medienhaus?
04.07.2024
Die „Salzburger Nachrichten“ sind in Österreich ein bedeutendes regionales Medienhaus, das auf Qualitäts-Journalismus setzt. Meinung offensiv zu publizieren, Kundennähe über alle Bevölkerungsgruppen aufzubauen, bedarf einer sehr gut strukturierten Redaktion, die sich dem gewandelten Medienkonsum nicht nur anpasst, sondern diesen neuen Entwicklungen mit Vorausdenken begleitet. Chefredakteur Manfred Perterer gibt Antworten darauf.
PreMedia:
Sehr geehrter Herr Perterer, der Medienkonsum ist ja im täglich verfügbaren Medien-Tsunami beliebig geworden. Wie kann sich die Qualitäts-Zeitung da erfolgreich positionieren?
Manfred Perterer:
Wir bieten eine kompakte Übersicht über das Geschehen, das tatsächlich relevant ist, ordnen es ein, kommentieren es, zeigen auf, was von Nutzen für die Leserinnen und Leser ist. Wir prüfen Meldungen auf ihren Wahrheitsgehalt, bevor wir sie veröffentlichen. Das alles sind Leistungen, die nur Qualitätsmedien erbringen können.
PreMedia:
Die Wirtschaftlichkeit der Qualitätszeitung steht auf dem Prüfstand. Print hat mit sehr hohen Kosten bei der Herstellung und Vertrieb zu kämpfen. Digitale Bezahlmodelle reichen nicht aus, um Qualitäts-Journalismus finanzierbar zu machen. Wie sehen Sie diese Situation?
Manfred Perterer:
Das eine tun, und das andere nicht lassen, ist unser Motto. Die gedruckte Zeitung behält einen hohen Stellenwert, die digitale Version gewinnt an Reichweite. In beiden Fällen kommt es auf den Inhalt an. Der muss nach höchsten Qualitätskriterien erstellt werden. Dann besteht auch die Chance auf wirtschaftlichen Erfolg.
PreMedia:
Am Content und dessen Akzeptanz hängt die Zukunft der Qualitätszeitung. Nur dann folgt auch die werbetreibende Industrie. Content-Vermarktung über alle Medienkanäle hinweg finanziert heute über 70% der Erlöse. Die journalistische Abgrenzung vom freien Wort zu den kommerziellen Notwendigkeiten ist sehr viel schwieriger geworden. Wie sehen Sie, Herr Perterer, diese Aufgabe für die mittelfristige Zukunft?
Manfred Perterer:
Das Modell der Qualitätszeitung sieht die strikte Trennung zwischen redaktionellem Inhalt und Werbung – in welcher Form auch immer - vor. Die Einhaltung dieses Prinzips ist die Basis für jene Vertrauenswürdigkeit, die für ein unabhängiges Medium lebenswichtig ist und die notwendige wirtschaftliche Unabhängigkeit sichert.
PreMedia:
Content-Vermarktung bedeutet ja auch: Geschichten besonders zu erzählen. Faktenbasiert - auf Nähe zu Menschen und deren Interessen basierend. Muss dies bei Print und Online unterschiedlich in der Ausprägung und Gestaltung platziert werden?
Manfred Perterer:
Wenn Sie das Content-Marketing ansprechen, dann ist damit gemeint, die vielen Zielgruppen mit für sie spannenden und interessanten Inhalten intensiv anzusprechen. Da braucht es alle gängigen und neuen Erzählformen, da braucht es Nähe zum Publikum, da braucht es packende Geschichten. Die müssen dann, je nach Plattform individuell aufbereitet werden. Da gibt es Unterschiede zwischen Print und Online. Aber im Wesentlichen, kommt es auf die Story an. Ist sie nicht gut, können sie machen, was sie wollen. Sie wird nicht gelesen.
PreMedia:
Bleibt Print zur Markenführung der Medienmarke ein Erfolgsmodell? Sollte die Print-Ausgabe weiterentwickelt werden?
Manfred Perterer:
Wir arbeiten parallel zurm Ausbau der digitalen SN-Welt ständig an der Entwicklung und Verbesserung der Print-Ausgabe, sowohl inhaltlich wie auch konzeptionell. Im Gegensatz zu anderen sehen wir darin keine Geldverschwendung. Für die Markenführung der „Salzburger Nachrichten“ ist und bleibt die Print-Ausgabe essentiell.
PreMedia:
Derzeit gibt es ja viele Diskussionen um die Arbeitszeit in allen Bevölkerungsschichten. Rufe nach der 32-Stunden-Woche werden laut. Stichwort dazu auch Work-Life-Balance.
Großzügige Homeoffice-Vereinbarungen, der Redakteur kann sich seine Wochen-Arbeitszeit und seine Freizeit selbst bestimmen? „New Work“ in der Multimedia-Redaktion?
Zum anderen arbeiten Medienhäuser - wie die New York Times, Washington Post, The Guardian, an einem multimedialen 24/7-Zeitungs-Publikationskonzept, bei dem die Medienkunden rund um die Uhr mit aktuellen redaktionellen Inhalten beliefert werden.
Wie kann das die Multimedia-Redaktion bewerkstelligen?
Manfred Perterer:
Die Begeisterung für die journalistische Arbeit ist in unserem Haus traditionell stark ausgeprägt. Das drückt sich auch in der Bereitschaft zu hohem Engagement aus. Wir haben zahlreiche flexible Modelle entwickelt, Teilzeit oder Home Office sind nur zwei davon. Ein generelles 32-Stunden-Modell für alle kann ich mir aus heutiger Sicht aber in unserer Branche nicht vorstellen.
PreMedia:
Künstliche Intelligenz ist eine große Chance, die Arbeit in der Redaktion zu unterstützen. Allerdings auch ein großes Risiko, dass Inhalte bei Text
und Bild missbraucht werden - ohne seriöse Quellenangaben.
Wie kann die Redaktion den wichtigsten Wert - die Qualität von sauber recherchierten Inhalten - davor schützen?
Manfred Perterer:
Wir betrachten die KI nicht als unseren Feind, der unsere Arbeitsplätze gefährdet, sondern als Freund, der,
wenn wir ihn geschickt und vor allem transparent einsetzen, dabei hilft, zeitraubende, vor allem sich ständig wiederholende Aufgaben zu übernehmen und uns damit zu entlasten. Wichtig ist, dass KI , wo immer sie eingesetzt wird, auch als solche erkennbar gemacht wird. Die individuelle Recherche, das Aufdecken von bisher völlig Unbekanntem, das wird die KI nicht ersetzen können.
PreMedia:
Sehr geehrter Herr Chefredakteur Perterer, es war ein lehrreiches, interessantes Gespräch mit Ihnen. Dafür danke ich Ihnen sehr.
Manfred Perterer:
Sehr gerne geschehen, Hr. Malik.
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